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Crypto-Währung vs Ponzi-Schema: Sichere Anlage in reale Währungen oder riskante Spekulationsblasen?

Ende 2017 boomte der Bitcoin: Zeitgleich stürzte der HYIP Markt ab. Die Illusion wurde eingesehen. Nun ist klar, dass hinter jedem HYIP ein Ponzi-System steckt. Jetzt gilt es als selbstverständlich, bis es wieder vergessen wird [HYIP News 44]. Ähnlich geschah es mit den Adshares. Zu Beginn galt auch der Forex-Handel als solide Investition. Heute geben viele Trader zu, dass es nur reine Spekulation ist. Aber nicht jede spekulative Anlage ist gleich ein Ponzi, oder?

 

Die Definition eines Ponzi-Systems: Der Begriff entstammt dem Erfinder. 1920 entwarf Charles Ponzi sein Betrugskonzept. Er versprach 40.000 Kunden, ihre Anlage in Antwortscheine generiere 50% Profit in nur 45 Tagen. Die ersten Anleger erhielten ihre Rendite. Dies zog weitere Kunden an. Sie deckten die Rendite der Erst-Anleger. Später reinvestierten die meisten Kunden ihre Gewinne für noch mehr Profit. Dies ist der Hauptteil des Tricks und gilt heute als unumstrittene Definition eines Ponzis.

Wie weit die 5 typischen Eigenschaften des Ponzi-Tricks auf Cryptos zutreffen

1. Keine Anleger-Tätigkeit: Nichts tun außer Geld einzahlen, Gewinne wachsen sehen und auszahlen.
2. Keine Firmen-Tätigkeit: Die Gewinn-Quelle ist verschleiert. Nichts wird angelegt oder nur zum Teil.
3. Wahre Gewinn-Quelle: Einzahlungen von Neukunden finanzieren die Auszahlungen älterer Kunden.
4. Kollaps des Systems: Kommen keine neuen Kunden mehr nach, fällt der Ponzi in sich zusammen.
5. Gründer eines Ponzis: System wird von einem Gründer verwaltet, der auch mit Kunden interagiert.

Nach offizieller Definition der Ponzis lässt sich nicht behaupten, dass nichts auf Cryptos zutrifft.

Zu Punkt 5: Einer dieser 5 Punkte trifft auf Crypto-Currencys weniger zu. Der Gründer des Systems ist nicht für die Verwaltung zuständig und interagiert vor allen Dingen nicht mit den Kunden. Das System ist bei Cryptos automatisiert und darauf ausgelegt sich überwiegend selbst zu verwalten. Durch die Peer-to-Peer-Anbindung des Systems ist jeder Kunde gleichzeitig ein Verwalter. Das ganze Netzwerk kann mit der sogenannten Blockchain auf den Computer geladen werden. Die Coins können zudem über unterschiedliche Börsen und Exchanger ge- und verkauft werden.

Zu Punkt 4: Daher kann der Gründer eines Coins angeblich nicht über das Geld der Kunden verfügen. Im Gegenteil: Crypto-Währungen rühmen sich damit, dass sie nur dezentral gehandelt werden können. Doch es gibt keine Garantie, dass der Gründer nicht selbst im Besitz etlicher Coins ist. Kauft er diese am Anfang günstig ein, kann er sie nach einem Aufwärtstrend teuer verkaufen. So könnte er gar das Platzen einer Spekulationsblase auslösen, bei dem zahlreiche Investoren Panik-Verkäufe tätigen und Verluste erleiden. Tatsächlich weiß keiner, wer hinter Bitcoin steckt. Der Gründer ist anonym. Das alles erinnert an die Beschaffenheit eines Ponzi-Schemas.

Zu Punkt 3: Fakt ist: Je mehr Teilnehmer in eine Crypto-Currency einzahlen, umso mehr steigt der Kurs. Stößt einer dieser Einzahler seine Coins ab, erhält er für jeden dieser einen höheren Gegenwert als alle beim Kauf geleistet haben. Der Kurs sinkt und die anderen Einzahler würden bei einem Verkauf weniger Gegenwert erhalten. Gleiches passiert, wenn keine Investoren mehr nachkommen. Der Kurs stagniert und der Markt reagiert. Ergo: Die Gewinne werden durch die Verlierer finanziert.

“Beginnt der Kurs einer Crypto-Währung erstmal zu steigen, werden weitere Investoren angezogen. Wie bei einem Ponzi sind die Erst-Einzahler im Vorteil.”

Zu Punkt 2: Als Produkt der Crypto-Currencys wird ein Konzept angeführt. Meist ist das ein anonymes und dezentrales Zahlungsmittel mit einer eigenen Währung. Der Wert dieser hängt von der Menge der Einzahlungen ab. Nur so wird Geld erwirtschaftet. Es ist unsicher, ob sich eine Währung je durchsetzt. Ein Coin, in den wenig investiert wird, etabliert sich nicht. Umso höher die Nachfrage, desto größer der Glaube an den Coin und umgekehrt! So verfälscht sich die Nachfrage. Später besteht sie kaum noch nach dem Produkt, sondern nach Geldvermehrung. So wird es zur Spekulation missbraucht. Mit dem Geld wird nichts getan, außer neu verteilt. Die wahre Gewinn-Quelle ist verzerrt.

 

“Nur ein ganz normaler Tag an der wichtigsten Finanz-Institution der Nation…”

Zu Punkt 1: Als Anleger braucht man nichts tun, außer in die Währung einzuzahlen. Der Kurs ist zwar handelbar, aber aus Angst, er steigt immer weiter, lassen viele ihre Coins liegen. Erst recht deswegen zerrt nichts an dem Kurs. Die Hoffnung bestätigt sich und viele haben Angst den Anstieg zu verpassen. Die Coins werden nicht verkauft, nicht gehandelt und nicht mit Gebühren transferiert. In Ponzi-Sprache werden sie direkt reinvestiert. Das Geld steht still. Der Nutzen des Produkts geht unter. Man ist dazu motiviert mehr einzuzahlen. Geld wachsen zu sehen stimuliert die Gier. – Das ist der Ponzi-Trick.

Sehr wahrscheinlich waren Cryptos nie als Ponzis geplant. Mit der Gründung des ersten Coins wurde eine fortschrittliche Idee geboren. Doch bei dieser wurde eins nicht bedacht: Die Gier des Menschen – die aus jedem wachsenden System einen Ponzi zur Geld-Umverteilung macht.

 

Crypto-Währungen im Vergleich zu Adshares und Fiat-Währungen

Die Unterschiede sind deutlich, doch Ähnlichkeiten sind auch nicht zu leugnen. Neben allen Details zählt nur eins: Woher kommt das Geld und wohin geht es? Die Kernfrage ist: Wie abhängig sind Cryptos von exponentiellem Wachstum?

Alle Unternehmen streben nach Wachstum. Doch dieses muss nicht exponentiell sein. Oft wäre das sogar ungesund. Auch ein normales Zahlungsmittel muss nicht exponentiell wachsen. Es kann sich langsam im Markt ausbreiten. Ebenso kann eine Währung konstant im Wert steigen. Jedoch ist die Ausbreitung eines Crypto-Zahlungsmittels an die Wertsteigerung seiner Währung geknüpft. So ist exponentielles Wachstum vorprogrammiert. Wo eine Wertsteigerung geschieht, werden weitere Investoren angezogen. Und die Geld-Umverteilung von Vielen zu Wenigen kann stattfinden.

Unterschied zur Fiat-Währung: Fiat-Währungen sind reguliert. Die Geldmenge darf nicht schneller als die Gütermenge wachsen. Dies bildet heute den Gegenwert für jede Landeswährung: Eine Wirtschaft die reale Güter mit Wert produzieren. Dieser spiegelt sich im Wechselkurs der Währungspaare wider. Auch hier gibt es Spekulation und gewonnenes Geld kommt von Verlierern. Doch bei Cryptos wird der Kurs der Währung durch keinen Gegenwert bestimmt. Der Kurs hängt allein nur vom Geld ab, das in die Währung eingezahlt wird. Es existiert keine staatlich regulierte Menge des Geldes.

Die einzigen Regulierungen geschehen lediglich systematisch:

  1. Die Coins müssen erst geschürft werden, bevor sie freigegeben werden. Dies geschieht durch die Lösung mathematischer Formeln. Dafür wird viel Rechenleistung benötigt. Der Schwierigkeitsgrad für das Mining steigt zunehmend an. Dies soll die Geldschöpfung gleichmäßig halten. Somit würden die Stromkosten, die dafür herhalten, als Gegenwert gelten. Doch in manchen Ländern sind diese sehr günstig. Die Mining-Welt boomt. Grenzen werden überwunden.
  2. Um einer Inflation vorzubeugen, ist die maximale Menge der Coins begrenzt. Doch der Wert einer Währung wird durch ihren Nutzen bestimmt. Der ist nur bei gesetzlichen Währungen gesichert. Andere Währungen müssen in Geschäften nicht angenommen werden. Selbst wenn ihre Menge begrenzt ist, wird ihr tatsächlicher Nutzen durch keine Instanz kontrolliert. Der Wert wird lediglich durch eine virtuelle Knappheit künstlich generiert.

Werdegang einer Crypto-Währung: Der Bitcoin-Verlauf deckt sich mit den typischen Lebensphasen eines Ponzi-Schemas. In 2008 wurde die Crypto-Currency unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto bekannt gegeben (Prelaunch). Am 3. Januar 2009 wurde die ersten 50 BTC geschöpft (Aufbauphase). Mit der Aufnahme in CoinMarketCap 2013 endete allmählich die Aufbauphase. Ab Mitte 2016 bewegte sich der Kurs über seinen vergangenen Schnitt (Integrationsphase). Das potentielle Zahlungsmittel der Zukunft erregte Aufsehen und integrierte sich zunehmend im Online-Investment-Markt. Immer mehr Spekulanten wurden vom Bitcoin angezogen. Anfang 2017 begann die Wachstumsphase.

“Der Bitcoin gewann fast um das 20-fache seines bisherigen Werts und erreichte diesen Höhepunkt am 17.12.2017. Dann trat die Sättigung ein.”

 

Oben: Bitcoin-Verlauf des letzten Jahres. – Unten: Sehr ähnlicher Kursverlauf der Dotcom-Blase.

 

Diese Lebensphasen treffen auf jedes Produkt zu: Es ist logisch, dass nichts unerschöpflich wächst. Jede Wachstumsphase muss irgendwann zur Neige gehen. Ein solcher Aufwärtstrend wie bei Bitcoin gibt es nur, weil sich die meisten darüber nicht bewusst sind. Der Markt denkt an nichts anderes als an immer stärkeres Wachstum. Das zieht weitere Massen und Geld an und bildet eben dieses Wachstum. Die Hoffnung gilt als bestätigt. Das Wachstum nimmt weiter zu – bis zur Sättigung.

Denn umso schneller etwas wächst, desto schneller schöpft es sein Potential aus. Für Wachstum wird Geld benötigt. Geld bringen Menschen. So funktioniert der Kapitalismus. Am liebsten tun sie das, wenn sie sich davon mehr Geld versprechen. Nicht jeder will Bitcoins haben. Irgendwann muss der Strom an neuen Investoren nachlassen. Das aktuelle Potential ist aufgebraucht. Die Käufe sinken. Die Verkäufe, die es schon immer gab, werden sichtbar. Das System ist empfindlich. Äußere Einwirkungen können eine Kettenreaktion auslösen. Umso mehr Coins die ersten Großanleger abstoßen, desto mehr sinkt der Kurs. Die Sättigung hat begonnen. Der Kurs ist stagniert.

Eine Stagnation muss nicht gleich einen Abwärtstrend bedeuten. Doch umso steiler der Aufwärtstrend, desto stärker ist die Kettenreaktion wenn dieser endet. Wird eine Stagnation nicht in Betracht gezogen, überreagiert der Markt. So wie der Glaube des Markts das Hoch erzeugte, entsteht der Abwärtstrend, sobald dieser erlischt ist. Das Vertrauen ist weg. Aus einer Sättigung wird ein Markt-Tief. Das erinnert nicht nur an den jetzigen HYIP Markt: Bis dahin verlief alles wie bei einem Ponzi. Doch Cryptos werden nicht geschlossen. Das ist der Unterschied – aber kein neuer…

Adshares schließen auch nicht: Nicht jeder Ponzi wird in der ersten Sättigungsphase geschlossen. Dies liegt in der Hand des Gründers. Auch das Konzept und wie der Markt es betrachtet hat Einfluss. Doch egal wie sehr ein Ponzi darauf ausgelegt war, nicht zu sterben; die zweite Wachstumsphase ist immer kleiner als die erste. Entscheidet der Gründer den Ponzi nie zu schließen, läuft so der Cashflow zwangsmäßig auf 0 runter. Meist mündet bereits die zweite oder dritte Sättigung in eine Verfallsphase. Dannach ist die Geld-Umverteilung abgeschlossen – so ist es bei Adshares.

Die Ad-Revenue-Sharing-Programme wurden als Werbeplattformen präsentiert. Angeblich sollten sie kein Ponzi sein. Das Geld würde durch Werbung erwirtschaftet werden. Trotzdem dreht sich das Geld im Kreis. Kunden sind zugleich Investoren. Wer über den Kauf sogenannter Adpacks Werbung bucht, dem wird eine Rendite versprochen. Nur wer zugleich täglich die Werbung anderer schaut, erhält diese sogenannte Rückvergütung, die höher ist als der Kaufpreis. Externe Werber gab es selten und wenn, dann nur in kleinen Verhältnissen. Dies verzögerte die Sättigung nur.

Als diese eintrat, wurden die Adshares meist nicht geschlossen. Deren Gründer selbst glaubten daran, dass sie mit der variablen Rendite Anti-Ponzis erschaffen hätten. Diese passt sich automatisch an den Cashflow an. Die Geschwindigkeit mit der die Packs rückvergütet werden, hängt von der Höhe neuer Einzahlungen ab. Lässt der Strom neuer Teilnehmer nach, sinkt somit die tägliche Rendite der Packs. So wird die Sättigungsphase bei Adshares spürbar. Die Rückvergütung der Packs dauert immer länger. Der Glaube ans System lässt nach. Die Verfall setzt sich fort.

“Manche Ponzis sterben. Andere schlafen ein. Wie rum man es auch dreht: Kein System kann nur wachsen – jedes durchlebt die selben Lebensphasen.”

Der wichtige Unterschied von Cryptos zu herkömmlichen Ponzis ist, es gibt keinen Admin der darüber entscheiden kann, das System zu schließen. Sättigen sich Cryptos, können sie einfach weiterlaufen. Doch an den Adshare-Programmen ist zu sehen, dass dies keinen Ponzi wettmacht.

 

Spekulationsblasen bei Crypto-Währungen und Ponzi-Schemen

Ist etwas kein Ponzi, kann es sich dazu entwickeln, wenn wir es so behandeln. Bietet ein System den Raum für die Entwicklung eines Ponzis, tragen gierige Spekulanten den Rest dazu bei: Spekulationsblasen sind der Keim der Ponzis

Gerade deswegen weil Crypto-Währungen dezentral sind, gibt es keine Instanz, die ihren Wert sichert. Nur der Glaube des Markts beeinflusst ihn. Erst wird an den Wert geglaubt, weil etwa ein potentielles Zahlungsmittel hinter der Währung steckt. Durch die Wertsteigerung rückt dieses in den Hintergrund. Dann wird an den Wert der Währung als Mittel zur Geldvermehrung geglaubt. Neulinge werden von diesem Glauben automatisch angezogen. So bildet sich eine Spekulationsblase.

So eine Blase verhält sich genauso wie ein Ponzi. Ist sie geplatzt, setzt sich die Sättigungsphase durch. Für ihre Bildung braucht es eine Illusion. Bei Ponzis ist das zum Beispiel der angebliche Forex-Handel, bei Cryptos z.B. ein Zahlungsmittel. Spekulanten suchen Ausreden. In ein illegales Ponzi-Schema zu investieren bereitet vielen ein schlechtes Gewissen. In Wahrheit ist jedem gewiss, wieso man einzahlt. Kaum jemand gibt das gerne zu. Fragt man jemanden, heißt es: Wegen der fortschrittlichen Technik und der Zukunft die sie vor sich hat. So wird die Blasenbildung gerechtfertigt.

Phasen einer Spekulationsblase:

 

(Im Orginal von Dr. Jean-Paul Rodrigue, Dept. of Economics & Geography der Hofstra University)

Bildliches Beispiel: 5 Menschen stehen um einen Topf herum und werfen Münzen hinein. Alle paar Minuten wird der Topf an 3/5 der Leute aufgeteilt, die die meisten hinein warfen. Die Teilnehmerzahl und Geschwindigkeit mit der Münzen hinein geworfen werden dürfen ist unbegrenzt. 5 Neugierige im Umkreis hören das Klimpern der Münzen. Als sie hin gehen, erzählen 3 der 5 Leute von ihrem Gewinn. 2 Menschen gehen enttäuscht weg, 5 neue kommen hinzu. Nun lassen 8 Leute ihre Münzen klimpern. Der Topf wird voller und der Lärm lauter. Weitere Neulinge werden von der Versammlung angezogen. Sie machen mit als sie von den Gewinnchancen erfahren. Der Topf spricht sich mehr und mehr rum.

“So funktioniert ein Null-Summen-Spiel. Das besondere an Spekulationsblasen: Alle glauben zu gewinnen, da die Münzen im Topf an Wert zunehmen würden.”

Ist die Spekulationsblase geplatzt, dämmert es den Spekulanten: Die Münzen im Topf haben nicht an Wert gewonnen. Die Investoren sind vom Produkt enttäuscht. Die Währung gilt als zu instabil für ein Produkt wie ein Zahlungsmittel. Das Spiel verlangsamt sich. Die Motivation der Investoren lässt nach. Ponzis und Spekulationsblasen verbindet etwas: Alle glauben an eine nicht-existente Wertsteigerung. – In Form einer Währung gab es das auch schon vor Bitcoin:

Vorgänger und Nachahmer: 2006 bis 2008 lief der Ponzi Eurosurf. Es war ein Vorgänger der Adshares, ein Autosrufer. Der Gründer Sven Schalbe hat für dieses das Bezahlsystem Money-Pay-Europe mit der Schein-Währung “Jodi” entwickelt. Tausende Nutzer wurden mit diesem um insgesamt 1,7 Millionen Euro betrogen. Der Partner von Sven Schalbe, Olaf Kaewma alias Olaf Sauerbrei wurde lediglich zu zwei Jahren Haft verurteilt. Er wurde für 10.000€ auf Bewährung frei gelassen. Das Strafverfahren gegen Sven Schalbe selbst läuft immer noch. Am 5. August 2015 wurden seitens des zweiten Landesgerichtes München diverse Beschlüsse bekannt gegeben.

Lopoca ist ein Online-Casino, dass das Nugget-Game entworfen hat. Dieses simuliert einen Kurs mit Angebot und Nachfrage. Die Nuggets haben keinerlei realen Wert, sondern dienen von offizieller Seite als Spiel-Währung. Dennoch hat diese etliche Spekulanten angezogen. Anfangs stand der Kurs bei über 18€. Dieser sank nicht nur bei Splits, sondern am 08.11.2015 etwa von 5€ auf 1,60€. Nach dem Platzen der Spekulationsblase war ein Nugget weniger als einen Euro wert. Nun verläuft der Kurs weiter auf diesem durchschnittlichen Niveau.

2014 wurde das Ponzi-Schema OneCoin gegründet. Mittels MLM-System wurde es als Konkurrenz von Bitcoin beworben. Viele die den Anstieg des Bitcoins verpassten, waren verlockt OneCoins zu kaufen. Dies war auch der Leitspruch der Werbenden, sowie das einzige Argument für den Wert des Onecoins. Als dieses nicht mehr genügte wurde zunehmend versprochen, dass die Währung als Zahlungsmittel eingesetzt werden würde. Bis auf die Aufnahme in wenigen unbekannte Shops, passierte nichts mehr. Heute lassen sich die OneCoins nicht mehr verkaufen oder über keinen Exchanger mehr tauschen. Somit sind sie nicht mehr nur wertlos, sondern haben auch teuer gekostet.

 

Spekulationsblasen der Geschichte: Anfangs braucht es nur eine Idee zum Geldverdienen, die viele nachahmen könnten, die schnell reich werden wollen. 1636 waren das tatsächlich Tulpenzwiebeln. Alleine vom 12. bis 25.11 stieg der Preis um das 5-fache. Die Blumen galten zu der Zeit als selten, obwohl sie es nicht waren. Doch ihre Farbe und Form unterschied sich von allen anderen Pflanzen, welche niederländische Gärtner damals besaßen. Daher nahm man an, dass sich nur die Reichen die angebliche Seltenheit leisten könnten. Der Preis erreichte am 03. Februar 1637 seinen Höhepunkt, nachdem etliche Spekulanten diesem Glauben folgten. Viele von ihnen verloren Haus und Hof.

Die Dotcom-Blase entstand durch den technischen Fortschritt des Internets, sowie der Mobiltelefone und Handheld-Geräte. Vor allem der Börsengang der deutschen Telekom verbreitete den Aktienhandel. Der Boom entfachte eine Welle hoher Gewinnerwartungen für Technologie- und Internet-Unternehmen. Die Spekulationen auf steigende Aktienkurse nahmen überhand. Es wollten so viele an den Erfolgen von Startups und großen Firmen teilhaben, dass die Kurse einen realistischen Gegenwert übertrafen. Später stellte sich heraus, dass dieser nicht gedeckt werden konnte. Einige Unternehmen mussten Insolvenz anmelden und viele Kleinanleger verloren ihr investiertes Kapital.

Daneben gab es weitere große Spekulationsblasen. Das Verbot in den USA Gold zu besitzen, ließ den Silberpreis von 1973 bis 1980 von 2€ auf 50€ steigen. Die Hunt-Brüder kauften zusammen mit reichen Geschäftsleuten aus Saudi-Arabien 10866 Tonnen Silber und ließen 150 Millionen Unzen davon nach London und Zürich bringen. Durch den Preisanstieg und Medien-Berichten, sprangen mehr Leute auf den Zug auf und verstärkten den Preisanstieg. Andere bekannte Spekulationsblasen gab es noch bei Gold (1975-1982) und Öl (1975-1985), sowie Immobilien und Aktien aus Japan, China und den USA. Keine überbot den Startpreis so sehr wie die Bitcoin-Blase – auch nicht die große Mississippi-Blase von 1719 bis 1720 oder die Südsee-Blase.

Spekulationsblasen können vielseitig entstehen. Der Gegenwert muss nicht eingebildet sein, es genügt, wenn er überschätzt wird. Dann fällt der Kurs so schnell auf seinen wahren Wert wie er zuvor anstieg. Hat etwas gar keinen materiellen Gegenwert, kann der Kurs nach Platzen der Blase sogar weiter fallen. Ist die Wertlosigkeit einmal anerkannt, fällt der Preis auf Null.

 

Fazit: Wie wir Crypto-Währungen zu einem Ponzi-Schema machen

Spekulationsblasen sind Ponzis in Verkleidung. Ob Cryptos Blasen sind, ist die falsche Frage. Bitcoin ist keine Blase, Bitcoin hatte eine Blase. Geht es nur so, dann sind Cryptos leere Hüllen, die wir mit dem Inhalt eines Ponzis befüllen.

Diesen Inhalt spiegeln die Spekulationsblasen wider. Ist die Währung neu, kann der Kurs nur steigen. Und es gibt keine Garantie, dass er steigt. Doch an etwas Neues lässt sich leichter glauben. Der Glaube an eine Wertsteigerung verwirklicht ihn. Die ersten Investoren glauben ans Produkt. Sie investieren z.B. in ein Zahlungsmittel. Weil der Wert der Währung steigt, kommen mehr Investoren. Es wird investiert, weil investiert wurde. Die Wert beginnt exponentiell zu wachsen. Das Produkt gerät in Vergessenheit. So verhält sich jede Crypto-Währung wie ein Ponzi. Die Spekulationsblase ist unausweichlich.

“Die Ironie: Der wahre Wert geht verloren, umso mehr der Währungswert steigt. Dann wird in kein Produkt mehr investiert, sondern in eine Spekulationsblase.”

Ist die Spekulationsblase geplatzt, kann sich die Währung theoretisch erholen. Das Null-Summen-Spiel wird von keinem Admin abgebrochen. Doch der Markt-Glaube könnte zugleich geplatzt sein. Nur wenn sich die Währung durchsetzt, pendelt sich der Kurs ein. Wenn nicht, geht sie in die Verfallsphase über. Diese kann die selbe Zeit wie vom Start bis zur Blase dauern. Die Währung kann sich nur stabilisieren, wenn das Platzen der Blase den Ponzi aus ihr raus geblasen hätte.

Hinter der Währung liegt ein ein tatsächliches Produkt. Doch dieses wird kaum mehr wahrgenommen. Der Fehler liegt an den Bedingungen. Die Blockchain-Technik kann eine Blasenbildung nicht verhindern. Sie fördert sie. Alles ist anonym, schnell und dezentral. Auch für den Handel wurde die erste Cryptos nicht geschaffen. Bitcoin war als Mittel für den internen Transfer gedacht, aber nicht für den Tausch externer Geldmittel. So muss im besten Fall jede Crypto-Währung eine Blasenbildung durchmachen. Im schlechtesten Fall schläft sie danach ein.

Der beste Fall: Er heißt auch, dass die größte Wachstumsphase Bitcoins bereits um ist. Sprechen die meisten von einer Erholung, erwarten sie eine zweite Spekulationsblase. In Wahrheit heißt das, dass der Bitcoin sie übersteht und sich auf seinem jetzigen Niveau mit einem leichten Anstieg einpendelt. Dann wäre er frühestens in 1-2 Jahren vielleicht wieder auf über 10.000$.

Doch viele Konkurrenz-Währungen entstehen. Aktuell gibt es genau 1867. Das bietet genug Raum für alternative Spekulationen. Bei einigen ist das Produkt mindestens genauso überzeugend, wenn nicht sogar noch mehr. Crypto-Währungen sind überraschend einfach zu gründen. Die Blockchain ist ein Open-Source-Code. Daher entstehen immer mehr neue Cryptos, auch mit Werbung für das Produkt: Bleibt zu hoffen, dass es existiert – und nicht nur als Idee…

Das ist das Verhalten eines Ponzi-Markts. Cryptos sind von Anfang riskante Null-Summen-Spiele und so oder so bleiben sie das. Es gibt keine Garantie, dass der Kurs steigt. Nur in Spekulationsblasen sieht es danach aus. Und diese entstehen nicht ohne Grund. Crypto-Währungen existieren ohne Admin, aber nicht ohne Beeinflusser. Ob sie einen wirklichen Wert haben, wird sich noch zeigen. Bislang wird nur dran gelaubt und das macht sie zu einem Instrument für die Gier des Menschen.

Zum Schluss eine Witz zum Auflockern:

 

BTC-Münze: “Ich suche meinen Vater, bist du mein Papa?”
Geldschein: “Nope, ich nicht.”
Monopoly-Schein: “MEIN SOHN!”

PS. Tipp: Dieser Artikel soll nicht dazu dienen, dich vom Spekulieren mit Crypto-Currencys abzuhalten. Die Informationen sollen dich aufklären, damit du mit den Risiken bewusst umgehst. Denke immer an die wichtigste Regel: Lieber der Spatz in der Hand, als die Taube auf dem Dach – erreiche deinen BEP!

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Benjamin
5 Jahre zuvor

Hallo, guter Artikel erstmal. Allerdings sehe ich eine kleinigkeit etwas anders. Ich persönlich Trade bereits seit Jahren, und gerade dort ist ein ähnlicher Effekt zu erkennen (Gier,Angst zu verlieren usw. Emotionen eben) und einer der größten Fehlerquellen. Ein entschiedender Faktor für ein Ponzi ist auch,d as es keinen echten Gegenwert gibt. sobald etwas geboten wird, und sei es nur zum schein, ist es im Grunde kein ponzi mehr (Wenn ich richtig informiert bin) – Solange einen Kryptowährung also einen rellen sinn hat, neben der Spekutalion, würde ich Sie nicht umbedingt als Ponzi bezeichnen (Bei Bitcoin fehlt dieser Wert allerdings) –… Weiterlesen »

Michael Gehrmann-Gacasa
Michael Gehrmann-Gacasa
5 Jahre zuvor

Hallo Peter,
cryptos werden doch als Zahlungsmittel genutzt, es gibt 150 000 Geschaefte die z.B. Bitcoin akzeptieren, ich habe z.B. beim amerikanischen eBay per Bitcoin gekauft, einen Kurs mit BTC bezahlt etc. Aber der Bitcoin ist auch ein Anlageobjekt mit langfristigem Potenzial, naechstes Jahr wird der Nasdaq Bitcoin ETF-Handel zulassen….. Ich denke man muss sich ein bischen mehr informieren um einen reale Einschaetzung zu bekommen!
LG Michael

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